um 1950
Mein Weihnachten
Nach dem Krieg galt es, Wiederaufbauarbeit zu leisten. Neue Wohnungen mussten gebaut werden, erste Betriebe nahmen unter schwierigen Bedingungen die Arbeit wieder auf. Das öffentliche Leben wurde neu organisiert. Erstes Geld floss, die Wünsche der Kinder waren aber noch bescheiden. Spielzeug stand natürlich auf jedem Wunschzettel. Die Erwachsenen gönnten sich festtäglichen Getränke-Luxus und vielleicht den einen oder anderen Haushaltsgegenstand für die Neueinrichtung. Kleidungsstücke standen ebenfalls hoch im Kurs.
Während man den Heiligen Abend in der Kleinfamilie verbrachte, trafen sich vielerorts Verwandtschaften reihum am 1. Weihnachtstag zum gemeinsamen Mittagessen und Kaffee und Kuchen.
In den Schulbüchern war nach den Sonnenwendfeiern und Julleuchtern der NS-Ideologie wieder vom Christuskind in der Krippe die Rede und im katholisch geprägten Münsterland musste man sich um gute Nachbarschaft mit den heimatvertriebenen Neubürgern evangelischen Glaubens bemühen. Neben dem traditionellen Besuch der Christmesse am Heiligen Abend gehörte Weihnachtsmusik aus dem Radio oder von der Schellack-Platte in vielen Familien zur Festgestaltung. Das Fernsehen benötigte im Nachkriegsdeutschland noch einige Jahre, um auch hier zum Massenmedium zu werden.
Gaben & Geschenke
Wer feierte an diesem Tisch Weihnachten?
Maurer und Hausschlachter;
Mutter, Näherin
2 Kinder
Konfession: katholisch
Vor dem Hintergrund der Materialknappheit entwickelt sich die Nachkriegsmode zunächst unter der Devise: "aus Alt mach Neu": Alte Kleider werden aus den Schränken geholt, Frauen trennen die Anzüge ihrer gefallenen Männer auseinander, um sich daraus warme Jacken zu schneidern. Kissenbezüge, Vorhangstoffe, Handtücher, Bettdecken und vieles mehr wird zu Kleidern umgearbeitet. Auch militärische Textilien wie Fliegeroveralls oder Wehrmachtsmäntel finden Verwendung, müssen aber auf Grund einer Verordnung des Alliierten Kontrollrats vom 1. Dezember 1945 umgefärbt werden.
Zugleich waren die 1950er aber auch geprägt vom sogenannten „Wirtschaftswunder“ nach der Einführung der D-Mark 1948. Mit ihr kam ein neues Konsumverhalten, der Einzug neuer Technik und vermehrt auch amerikanische Einflüsse. Erster Luxus konnte ein Fotoapparat sein oder aber auch – passend zur Fußball-WM 1954 – ein Fernsehgerät.
Der Vater unserer fiktiven Familie zu diesem Gabentisch verdient als Maurer schon gut, die Familie kann sich erste Annehmlichkeiten leisten. Noch besser hätte er im Bergbau verdienen können, was viele vom Münsterland aus gemacht haben!
Im Winter bot sich für unseren Maurer aber die Möglichkeit, über die Hausschlachtungen noch Geld dazuzuverdienen.